EUROPATENT wird verkauft – Arbeitsplätze bleiben erhalten

Die Mitarbeiter der EUROPATENT können aufatmen. Über eine PR-Mitteilung teilte der Insolvenzverwalter (Mirko Möllen, Pluta Rechtanwalts GmbH) den Verkauf der insolventen EUROPATENT in Berg am Starnberger See mit. Käufer des Unternehmens ist die AdAstra Beteiligungs GmbH mit Sitz in München. Diese kündigt den Erhalt der Arbeitsplätze und Ausbau des Unternehmens an.

 

Folgende PR Mitteilung erreichte uns am 04.05.2015 per E-Mail:

 

Sanierungsexperte Möllen verkauft EUROPATENT

• Weiterer Ausbau des Geschäftsbetriebes geplant
• Nahtloser Übergang für die Kunden

München, 4. Mai 2015. Insolvenzverwalter Mirko Möllen von der PLUTA Rechtsanwalts GmbH hat zum 1. Mai 2015 die Wirtschaftsgüter der EUROPATENT Gesellschaft für europäischen Patentdienst GmbH & Co. OHG an die neugeschaffene EUROPATENT GmbH veräußert. Der Unternehmensname bleibt damit erhalten. Eigentümer der EUROPATENT GmbH ist die in München ansässige AdAstra-Gruppe. Die Käuferin versteht sich als unternehmerisch orientierter Investor sowie als Partner für den Ausbau des Wertpotentials von Unternehmen vor allem im Bereich von IT-Produkten sowie IT-gestützten Serviceleistungen und ist dafür auch in der Branche seit vielen Jahren bekannt.

Am Standort von EUROPATENT in Berg am Starnberger See bleiben alle verbliebenen Arbeitsplätze erhalten. Zudem plant AdAstra bereits kurzfristig den Ausbau des Produkt- und Dienstleistungsportfolios. So sollen unter anderem die Recherchetechnologien erweitert werden. Dazu zählt die Möglichkeit, in Zukunft Patentüberwachungen unternehmensgerecht zu strukturieren, so dass beispielsweise einzelne Abteilungen gezielt diejenigen Patente recherchieren und überwachen können, die für sie von Relevanz sind.

„Im Bieterverfahren gab es mehrere Interessenten. Schlussendlich setzte sich AdAstra mit dem besten Angebot durch. Ich freue mich, dass wir den Kunden einen nahtlosen Übergang ermöglichen. Sie behalten ihre Ansprechpartner und profitieren ohne Abstriche von den Dienstleistungsangeboten“, erklärt Sanierungsexperte Möllen.
Ulrich Clemm, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter von AdAstra, ergänzt: „Mit EUROPATENT verfolgen wir eine langfristige Strategie. Indem wir die Dienstleistungsangebote ausbauen, stellen wir EUROPATENT noch breiter im Markt auf, was die Wettbewerbsfähigkeit weiter erhöhen wird.“

Das Amtsgericht Weilheim bestellte Möllen Anfang August 2014 zum Insolvenzverwalter. Seitdem konnte er den Geschäftsbetrieb durchgehend erfolgreich fortführen. Das Verfahren soll voraussichtlich im kommenden Jahr vollständig abgeschlossen sein. Nach derzeitigem Stand können die Gläubiger mit einer Insolvenzquote im höheren zweistelligen Bereich rechnen.

EUROPATENT gehört seit 60 Jahren zu den Experten im Bereich des gewerblichen Rechtsschutzes. Diese langjährige Erfahrung führt zu einer hohen Qualität der Dienstleistung. Zahlreiche Kunden aus der gewerblichen Wirtschaft und dem Anwaltsbereich nutzen die Fachkompetenz von EUROPATENT.

 

[Tweet „EUROPATENT geht an die AdAstra. Arbeitsplätze bleiben erhalten“]

 

Hintergrund

Die EUROPATENT Gesellschaft für europäischen Patentdienst GmbH & Co.OHG rutschte im Mai 2014 und durch Antrag des Finanzamtes Starnberg in das Insolvenzverfahren. Das Unternehmen beschäftigt 16 Personen in Berg (Bayern, Starnberg am See) und wurde im Insolvenzverfahren durch den Insolvenzverwalter Mirko Möllen verwaltet.

Das Unternehmen hat sich im Handelsregister unter der HRB 217710 mit der Firmierung „EUROPATENT GmbH“ neu eingetragen. Geschäftsführer der GmbH ist Wolf-Rüdiger von Gartzen. Der aktuelle Geschäftsführer von Gartzen war in der ehemaligen EUROPATENT bereits mit Prokura eingetragen.

Der ehemalige Geschäftsführer Günther Gottschalk (über den ebenfalls ein Insolvenzverfahren eröffnet wurde) arbeitet mittlerweile auf Mallorca in seinem neu begründeten Unternehmen „Gottschalk & Partner IP Consulting SL, Palma“.

 

Weitere Beiträge zur EUROPATENT

Europatent: Informationsdienstleister für Patentinformationen im Insolvenzverfahren, infobroker.de Magazin, 13.08.2014

Insolvenzverwalter hält Insolvenzplanverfahren für möglich, infobroker.de Magazin 01.09.2014

 

Der Übergang an eine Beteiligungsgesellschaft zeigt, dass EUROPATENT und deren Geschäftsmodell tragfähig für die Zukunft ist. Die damalige Fortsetzung des Geschäftsbetriebes hat sich demnach gelohnt. Es bleibt interessant zu beobachten, wie sich EUROPATENT unter den neuen Inhabern entwickeln wird.

 

 

Wie bewerten Sie den Verkauf der EUROPATENT an die AdAstra? Nutzen Sie die Kommentarfunktion hier im Blog.

 

Patentdatenbanken für Bewerbungen einsetzen – so erfahren Sie mehr über ein Unternehmen

Wie kann man sich über Unternehmen weit tiefgründeriger informieren als nur mittels Suchmaschinen? Fachliteratur- und Patentdatenbanken können eine bislang von vielen Bewerbern unentdeckte Quelle werden.

Beinahe jedes Unternehmen im technischen Umfeld wirbt bei Stellenausschreibungen mit Passagen wie “wir sind Marktführer / wir sind ein hochinnovatives Unternehmen”. Bei Großkonzernen mag es noch recht einfach sein, sich über eine Google-Suche ein Bild machen zu können. Die deutsche Unternehmenslandschaft auch im Technologiesektor besteht in hohem Maße aus mittelständischen Unternehmen. Hier wird die Luft bei Recherchen und damit die Meldungsdichte erfahrungsgemäss recht schnell dünn. In diesem Falle sollte mehr unternommen werden als nur über Suchmaschinen zu recherchieren. In diesen Fällen leisten spezialisierte Fachliteratur- und Patentdatenbanken gute Dienste.

Mehr als nur über Suchmaschinen
Zahlreiche Informationen gehen als Pflichtinformationen nach Außen, gegen die sich ein Unternehmen nicht wehren kann. Neben Bilanz- und Registerdaten sind auch Technologieinformationen über Datenbanken abrufbar. Diese Vorab-Informationen können sehr interessant für Bewerber in den Abteilungen Entwicklung und Technik sein. Solche Informationen werden auf den Webseiten des jeweiligen Unternehmens kaum zu finden sein. Auf den firmeneigenen Internet-Präsenzen und sozialen Medien wird sich das Unternehmen immer bestens dargestellt präsentieren.

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Wie innovativ ist der mögliche Arbeitgeber? Patentquellen für das Bewerbungsgespräch einsetzen

Selbstschutz – wie zukunftsfähig ist das Unternehmen?
Stellen Sie sich vor, Sie bewerben sich bei einem Unternehmen das sich als innovativ darstellt, aber technologisch durch ein Patent getragen wird, dass in einem Jahr ausläuft. Zudem wurde das Patent vom Vater des jetzigen Firmeninhabers eingereicht. Der Erfolg des Unternehmens steht und fällt mit dieser Entwicklung. Da ein Patent nach 20 Jahren ausläuft und nicht mehr verlängert werden kann, ist das Unternehmen in seiner Zukunftsfähigkeit möglicherweise gefährdet. Hintergründe die vor einer Bewerbung oder dem Gespräch vor Ort bekannt sein sollten.

Patentdatenbanken erfordern Erfahrung
Die Recherche und Auswertung von Patentquellen benötigt hohe Erfahrungswerte und auch eine Auseinandersetzung mit dem Thema “gewerblicher Rechtsschutz”. Wir wollen mit diesem Beitrag die Möglichkeiten darstellen, die zur Verfügung stehen.

depatisnet – Datenbank des Deutschen Patent- und Markenamtes
Die kostenfreie Datenbank des DPMA ermöglicht die Recherche international nach Offenlegungen im Patentbereich. Wir geben in diesem Beitrag den Link zur “Einsteigerrecherche”. Diese Suchmaske ist ausreichend für einfache Recherchen und das Stöbern in den Datenbeständen. Wollen Sie mehr aus den Datenbanken herausholen, nutzen Sie die Hilfe des DPMA auf den Online-Seiten.

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Die Einsteigerrecherche des depatisnet des DPMA für die Auswertung von Patentveröffentlichungen

Für die Recherche nach dem Arbeitgeber ist das Feld “Anmelder/Inhaber/Erfinder) wesentlich. Für Unternehmen kann es hier Besonderheiten geben, die für die Recherche wichtig sein können.

Anmelder/Inhaber = kann eine Firma oder Person sein
Erfinder = ist eine Person

Das Feld “Anmelder/Inhaber/Erfinder “hat seine Tücken. So kann in den letzten Jahren das Unternehmen umfirmiert haben und ältere Meldungen sind immer noch unter dem vorherigen Namen in der Datenbank eingetragen. Ebenfalls denkbar: Alle Entwicklungen gehen über den Firmeninhaber in Person. Die Firma wird nicht benannt. Den Namen des Erfinders sollten Sie dann kennen. Suchen Sie daher auch ruhig einmal nach dem Geschäftsführer, technischen Leiter oder Inhaber des Unternehmens.

Die Ergebnisse nach einer Person oder einem Unternehmen geben den Einblick in die Patente. Auf diese Weise kann man die Entwicklungen des potenziellen Arbeitgebers in Augenschein nehmen. Wichtig ist hier auch die Häufigkeit der Meldungen. Erstellen Sie sich eine eigene kleine Statistik, wie viele Meldungen das Unternehmen in den letzten 5 Jahren veröffentlicht hat. Versuchen Sie heraus zu arbeiten, wie sich die Innovationsfreude des Unternehmens verändert hat.

[info_box]Das sollten Sie wissen:
Patentveröffentlichungen deutscher Einreichungen erscheinen immer erst nach 18 Monaten öffentlich. Zeitlich gibt es immer eine Grauzone von Einreichungen die nicht ermittelbar sind.[/info_box]

Unterschied Gebrauchsmuster und Patent
Wichtig bei der Beurteilung der Ergebnisse ist, welche Veröffentlichungen die Patentdatenbank liefert. Sie erhalten die Trefferliste immer beginnend mit dem Aktenzeichen. Die jeweiligen Anfangsbuchstaben kennzeichnen immer das Land (Beispielt: AT = Austria).

Treffer bei den deutschen Einträgen beginnend mit DE und endend mit den Buchstaben A-C sind Patentveröffentlichungen. Meldungen mit einem “U” am Ende sind Gebrauchsmuster. Beim Gebrauchsmuster handelt es sich um das “kleine Patent”. Dies soll lediglich dokumentieren, dass man etwas einsetzt oder technisch entsprechend löst. Die reinen tiefgreifenden Innovationen gehen von Patenten aus.

Wenn Sie noch etwas tiefer graben wollen, so nehmen Sie sich einfach mal die Patentklassifikationen des potenziellen Unternehmens vor. In welcher Klassifikation sind die einzelnen Veröffentlichungen am häufigsten eingetragen? Wählen Sie hier im Menü für die Treffer das Feld “IPC-Hauptklasse” aus. Die ermittelte Klasse übertragen Sie in eine neue Recherche in das Feld “Alle IPC-Felder”. Wichtig: Halten Sie sich dabei an die Schreibweise im Beispiel neben dem Feld, da die IPC Trefferlistung Trennzeichen beinhaltet. Kreuzen Sie auch das Feld “Anmelder” an.

Sie erhalten nun als Treffer alle Meldungen zum Technologiefeld. Hier sind alle Anmelder mit gelistet unter denen sich vielleicht noch weitere Unternehmen tummeln, die Sie nicht kannten.

Literaturdatenbanken einsetzen
Unternehmen publizieren Meldungen in den relevanten Fachmedien. Hier wird über Innovationen und technische Entwicklungen (beispielsweise bei Messeauftritten) berichtet. Diese Quellen gehören ebenfalls mit in die Auswertung. Für eine Recherche in spezialisierten Datenbanken empfiehlt es sich die Datenbankhosts WTI-Frankfurt und STN International einzusetzen. Eine gute Hilfe kann der freundliche Bibliothekar der Fachbibliothek sein. Viele Fachhochschulen und Universitäten bieten Zugänge über den Campus in diese Systeme. Alternativ kann der Bibliothekar für die Recherche eingesetzt werden. Hier gibt es je nach Hochschule entsprechende Dienstleistungsangebote.

So einfach geht die Recherche
Auf einigen Folien (SlideShare) haben wir die einfache Suchschritte dokumentiert.

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Weitere Informationen

 

Zeigen Sie sich gut informiert
Mit Hilfe der einzelnen Rechercheschritte haben Sie nun mehr in der Hand als nur den Ausdruck der Homepage des Unternehmens. Sicherlich ist es nicht verkehrt im Gespräch auf die Recherche in den Literatur- und Patentquellen hinzuweisen. Sie können dies ansprechen, mal eben einen Ausdruck offen liegen lassen, so dass Ihr Gegenüber dies erkennt. Es wird in jedem Falle positiv aufgenommen, wenn Sie zeigen, dass man sich mit dem potenziell zukünftigen Arbeitgeber sehr detailliert auseinandergesetzt hat.

Zusammenfassung

Über Patentdatenbanken lassen sich Innovationen und technische Entwicklungen recherchieren.

Ermitteln Sie die Häufigkeit der Patentmeldungen zum Unternehmen oder deren Erfindern.

Fachliteraturdatenbanken zeigen auf, in welchem Umfang und zu welchen Themen über das Unternehmen in den Fachmedien berichtet wird.

Nutzen Sie die Klassifikationen der Patente, um Wettbewerber zu entdecken, bei denen Sie sich ebenfalls bewerben können (gleiches Technologieumfeld).

In einer kleinen Checkliste haben wir verschiedene Recherchenansätze aufgelistet, die abgearbeitet werden sollten. Die freie Suche in Suchmaschinen gastiert ganz bewusst auf den hinteren Plätzen. Sie wollen doch mehr rausholen, als die anderen Bewerber?

[note_box]Kleine Recherche-Checkliste für das Bewerbungsgespräch bei Technologieunternehmen
1) Welche Patentmeldungen gibt es zum Unternehmen/Erfinder?
2) Wie viele Patentmeldungen gibt es zum Unternehmen/Erfinder?
3) Gibt es Fachmeldungen zum Unternehmen zu Entwicklung, Innovation und Technik?
4) Schauen Sie sich die Handelsregistermeldungen des Unternehmens an (hohe Wechselrate?).
5) Schauen Sie sich die Bilanz des Unternehmens an.
6) Welchen Eindruck macht das Unternehmen über die Webseite?
7) Schauen Sie sich das Unternehmen einmal von Oben an (Google Maps/Satellit – Streetview)
8) Finden Sie Personen zum Unternehmen bei XING / Linkedin? – am besten den Ansprechpartner.
9) Was finden Sie sonst über das Unternehmen (Google-/Bing-Suche) an Meldungen?
10) Was sagen Social Media und Online-Portale wie Kunuu zum Unternehmen?[/note_box]

Fallen Ihnen noch weitere Punkte ein, die online durchgeführt werden solten? Nutzen Sie die Kommentarfunktion für Ihre Anmerkungen und Hinweise.

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