Notwendigkeit eines Datenbankhosts im deutschen Informationsmarkt – Ihre Meinung zu FIZ-Technik
Ende der letzten Woche (28.05.2010) informierte der deutsche Datenbankhost FIZ-Technik (Frankfurt a.Main) Anwender über den vorläufigen Antrag auf Insolvenz. Hintergrund sind eingestellte Fördermittels des Bundesministeriums für Wirtschaft, die eigentlich bis 2012 zugesagt waren.
Der Schwerpunkt von FIZ-Technik liegt auf Fachinformationen im Bereich Elektrotechnik, Maschinenbau und weiteren Technologien. Allesamt Bereiche in denen deutsche Entwickler und Unternehmen eine Führungsrolle durch Innovationen und Exporte einnehmen. Das Unternehmen ist bereits 1978 im Markt und sollte nach eigenem Bekunden ab 2013 komplett eigenwirtschaflich bestehen. Die Streichung der Mittel erreichte das Unternehmen unverhofft. Nur wenige Wochen bleiben dem Team in Frankfurt neue Mittel zu lokalisieren und mögliche Investoren zu integrieren.
Ihre Meinung ist gefragt:
Sind Sie Anwender von FIZ Technik oder nutzen Sie Technologiedatenbanken in der beruflichen Praxis? Welche Meinung haben Sie zur aktuellen Entwicklung?
Sind Sie Anwender von FIZ Technik oder nutzen Sie Technologiedatenbanken in der beruflichen Praxis? Welche Meinung haben Sie zur aktuellen Entwicklung?
Information ist Rohstoff. Ein Land, welches den Maschinen- und Anlagenbau als Top- und Vorzeigetechnologien propagiert zerschlägt der Industrie einen der Top-Informationsgeber. Die Entscheidung beim Bundesministerium für Wirtschaft ist von kurzfristigem kaufmännischen Charakter geprägt und sehr wahrscheinlich von einer gewissen Unkenntnis der Materie.
Wie bereits in einem ersten Statement geäussert halte ich eine vielfältige Informationslandschaft für dringend im Markt für Fachinformationen. FIZ-Technik ist ein Urgestein und auch Meilenstein für Informationen zu deutschen Schlüsseltechnologien.
Eine Zerschlagung in einzelne lohnenswerten Datenbestände, die beispielsweise von Verlagen aufgenommen würden, wären ein Nachteil in der elektronischen Recherche. Informationen würden auf kleine Inseln verlagert. Dies würde Zeit und enorme
Kosten verursachen. Die Folgen wären eine geringere Innovationsgeschwindigkeit und ein Verschwinden von Informationsperlen in einem Informationsmeer.
Wichtig erscheint mir eine Stellungnahme der anwendenden Industrie. Hier sind die Top-Unternehmen gefordert, die seitens der internen Informationsstellen (oder Anwender) die Notwendigkeit und Nutzen aufzeigen.
Richtig ist wohl leider, dass die Entscheidung, bei FIZ-Technik mal schnell und kurzfristig etwas Geld zu sparen, nicht von großer Sachkenntnis getragen ist. Die Experten in den Ministerien aus den „Datex-P-Zeiten“ sind mittlerweile im Ruhestand und die jüngeren kennen sich im Bereich der Informationswirtschaft – obwohl allgegenwärtig – nicht aus. Es wird gegoogelt und getwittert … weitgehend ohne Sinn und Sachverstand. Letzterer ist in den Bundesministerien in Bezug auf Internet und Informationswirtschaft auch nur rudimentär vorhanden, wie u.a. die Zensurdiskussion gezeigt hat.
Je mehr Informationen in Suchdiensten wie Google zur Verfügung gestellt werden, umso wichtiger ist es u.a. für Wissenschaft und Wirtschaft, eine kompakte Informationsquelle zu speziellen Fachthemen zu haben. Für den technischen Bereich ist das FIZ-Technik, im Wirtschaftsbereich ist es Genios und für die Juristen gibt es juris. Merkmale wie Zeitersparnis, Informationsqualität und Verfügbarkeit sind entscheidend für die Recherche im Wirtschafts- und Wissenschaftsbereich und dürfen dementsprechend auch Geld kosten. Hoffen wir, dass sich ein Investor findet, der den Gedanken des technischen Informationshosts weiterverfolgt. Viva FIZ-Technik.
Hier ein weiterer Blog-Beitrag aus der Hochschul-Szene
http://www.tub.tu-harburg.de/blog/2010/06/04/insolvenz-des-fiz-technik/
Weiterer Beitrag
http://blog.goethe.de/librarian/index.php?url=archives/300-Fachinformationszentrum-Technik-droht-Insolvenz.html&serendipity%5Bcsuccess%5D=true#feedback