FIZ Technik die Schlinge zieht sich zu – Insolvenzverwalter sehen sich im Zwang des Insolvenzrechts –

Es ist nicht Freitag der 13. aber es ist ein 13.ter mit kaum positiven Meldungen seitens der Geschäftsleitung, die uns gerade per PR Meldung erreichte. Es liegt immer noch kein konkretes Übernahmeangebot vor und der Insolvenzverwalter setzt die Abwicklung des FIZ-Technik weiter fort.

Nachfolgend der Wortlaut der PR Meldung:

Insolvenzverwalter setzen sich für den Erhalt des FIZ Technik ein

Anlässlich der Gläubigerversammlung des Fachinformationszentrum Technik e.V. (FIZ Technik) am 5. 10. 2010 vor dem Insolvenzgericht Frankfurt berichtete
Insolvenzverwalter Frank Schmitt aus der Kanzlei Schultze & Braun (Frankfurt) ausführlich über die Situation, in welcher sich das nach der Streichung staatlichen Mittel in Finanznot geratene Unternehmen aktuell befindet.
Keiner der drei potentiellen Übernahmeinteressenten hat bisher ein konkretes Kaufangebot vorgelegt. „In dieser Situation zwingt uns das Insolvenzrecht zur Vorbereitung der Stilllegung. Um dies sozialverträglich abzufedern, wurde mit der
Mitarbeiterschaft ein Sozialplan und ein Interessenausgleich abgeschlossen. Wir würden fahrlässig handeln, wenn wir damit zu spät beginnen und dadurch unnötig Insolvenzmasse bzw. Geld verbrennen, das auch den Insolvenzgläubigern gehört,“ erläutert
Schmitt. So sah er sich gezwungen, in der Versammlung die Gläubiger über die Stilllegung des FIZ Technik per 31.12.2010 abzustimmen zu lassen. „Wir stimmen zu, um den Weg für einen Neuanfang frei zu machen“, war die überwiegende Aussage der etwa 40 anwesenden Gläubiger.

Um die Chancen für eine Übernahme und Weiterführung zu erhöhen, will Schmitt die Produktion der Datenbank und den Betrieb möglichst bis Ende 2010 aufrecht erhalten. Er und sein Kollege Dr. Holger Lessing, Rechtsanwalt bei Lessing – Trebing – Bert (Frankfurt) und Insolvenzverwalter der FIZ-Technik-Inform GmbH haben mehrfach bestätigt, dass bei Vorlage eines konkreten Angebots unmittelbar die Verkaufsverhandlungen aufgenommen werden sollen: „Im Zentrum unserer Aufmerksamkeit steht nach wie vor die Rettung des FIZ Technik,“ bekräftigen die Verwalter. „Uns geht es um den Erhalt der Arbeitsplätze“, so Schmitt. „Eine Sanierungslösung hat nach wie vor Vorrang vor einem Verkauf der Daten bzw. Datenbank.“ Entsprechende Anfragen von potentiellen Käufern, welche nur am Erwerb der Datenbank interessiert sind, liegen ebenfalls vor.

Noch in der Gläubigerversammlung war die Rede von drei möglichen Optionen. Zum einen dem von den Mitarbeitern des FIZ Technik angekündigten Mitarbeiter-Buy-Out (MBO), welcher im Wesentlichen auf einer Brückenfinanzierung des BMWi basierte. Im Laufe der vergangenen Woche ist jedoch bekannt geworden, dass das BMWi dem von der MBO-Gruppe eingereichten Projektantrag nicht hat zustimmen können. Bei den beiden anderen Interessenten handelt es sich einerseits um ein mittelständisches Konsortium aus Süddeutschland, im Rahmen dessen sich mehrere Unternehmen zur Übernahme und Weiterführung des FIZ Technik organisieren, sowie andererseits um ein Unternehmen aus der Medienbranche. Die Mitarbeiter und Geschäftsführung des FIZ Technik danken den Anwendern und Kooperationspartnern für die anhaltende Unterstützung in dieser schwierigen Zeit und die fortwährenden Bekundungen über die Einmaligkeit und Wichtigkeit dieser Informationsquelle.
Quelle: PR Meldung des FIZ-Technik am 13.10.2010

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Geht man die Pressemeldung nun im einzelnen durch und arbeitet die harten Fakten als Stichpunkte heraus, so ergibt sich

– keiner der drei Übernahmeinteressenten hat bisher ein konkretes Kaufangebot vorgelegt
– Die Stilllegung von FIZ-Technik wird vorbereitet
– Sozialplan für Mitarbeiter und Interessensausgleich
– Produktion der Datenbank und der Betrieb soll möglichst bis Ende 2010 aufrecht erhalten werden
– Eine Sanierungslösung hat Vorrang vor einem Verkauf der Daten bzw. Datenbanken
– das BMWi hat dem von der MBO-Gruppe eingereichten Projektantrag nicht zugestimmt
– Interessenten nebem dem MBO: mittelständisches Konsortium aus Süddeutschland mehrer Unternehmen
– Interessenten nebem dem MBO: ein Unternehmen der Medienbranche

Keiner der drei Übernahmeinteressenten hat bisher ein konkretes Kaufangebot vorgelegt
An alle Interessenten für eine Übernahme des FIZ-Technik: Der Insolvenzverwalter will Zahlen und am besten gleich einen Scheck zur Übernahme sehen. Alles andere an Konzeptionen scheinen uninteressant zu sein. Klar: Dieser Insolvenzverwalter sieht sich in der Rolle wirtschaftlich das Unternehmen abwickeln zu müssen. Wirtschaftlich heisst auch verkaufen. Ohne Zahlen kein Fortschritt. Das fatale an der Situation, dass der inhaltlich potenteste Interessent, nämlich das MBO nicht genügend Mittel hat. Das BMWI hat mit seiner Entscheidung die notwendige Geldquelle versiegen lassen. Man darf gespannt sein, was das MBO Team noch aus dem Hut zaubern kann. Bemerkenswert ist, dass auch die anderen Interessenten keine Kaufangebote genannt haben. Das Bild einer Pokerrunde wird hier schnell offenbar. Keiner will zu schnell sein Blatt zeigen. Ebenso der Insolvenzverwalter – denkbar wäre ein Preisschild auf der Homepage – Datenbankhoste für X Euro zu verkaufen. Hoffentlich gibt es keine Bluffs, wie es beim Pokern üblich ist.

Die Stilllegung von FIZ-Technik wird vorbereitet
Die Mühlen mahlen langsam, aber sie mahlen. Allmählich geht es auf das Jahresende zu und die Vorbereitungen laufen. Möbel müssen zusammengeräumt werden. Der Vermieter kann sich seine Räume schon mal ansehen. Eine Firma löst sich auf. Die Mitarbeiter müssen auch an das eigene Fortkommen denken. Der Berater von der Arbeitsagentur hat die ersten Termine gehabt. Passiert übrigens mehrmals täglich in vielen Firmen in der Republik. Was regen wir uns also eigentlich auf?

Sozialplan für Mitarbeiter und Interessensausgleich
Bereits jetzt ist ein Teil der Mitabeiter freigesetzt. Im MBO Gespräch wurde schon deutlich, dass es hier zu Engpässen kommen kann. Nun geht es weiter. Die e.V. Mitarbeiter werden nun ebenfalls in Richtung „Adlerwerke“ geschickt und man darf nur hoffen, dass bei jedem Einzelnen die Motivation für ein Engagement weiterhin besteht. Aufgabe, Elan und Frust werden sich hier sicherlich die Hand geben. Das ist nun mal so. Bei der FIZ arbeiten Menschen wie Du und ich. Alle haben ein Leben, Familie und ganz persönliche Ansichten, Meinungen und Visionen. Bei der Titanic bliebt der Kapitän bis zum Schluss. Die Musik soll auch noch bis zur Neigung gespielt haben. Einzelne Tycons haben bis zum Ende Poker gespielt. Man wollte einen würdigen Untergang.

Produktion der Datenbank und der Betrieb soll möglichst bis Ende 2010 aufrecht erhalten werden
Der Konjunktiv „möglichst“ sollte jedem Kunden zu denken geben und ist für ein wirtschaftliches und ruhiges Arbeiten im Vertrieb ein Brandbeschleuniger. Nimmt man diese Aussage mal etwas auseinander, so ist keinesfalls der Betrieb bis zum 31.12. sichergestellt. Frage: Wird also die Datenbank schon vor Weihnachten abgeschaltet? Oder am 14.12 oder am 07.12.2010? Krisenmanagement mit vagen Äußerungen wird die Abwanderungsgefahr und auch Vorsicht der Key-Accounts vor langfristigen Beziehungen in 2011 verstärken.

Eine Sanierungslösung hat Vorrang vor einem Verkauf der Daten bzw. Datenbanken
Einfach zu verstehen: Das beste Kaufangebot mit Sanierungskonzept bekommt den Vorrang. Hier hat das MBO Team eine große Chance als Gewinner aus dem Rennen zu gehen.

Das BMWi hat dem von der MBO-Gruppe eingereichten Projektantrag nicht zugestimmt
Auch das Engagement der TIB hat nicht gereicht. Entweder war der Projektantrag nicht spannend genug oder die Geschäftsleitung der FIZ Technik hat hier mit der Vorarbeit der letzten Jahre ganze Arbeit für eine Meinung scheinbar in Berlin gesorgt. Hier sollte die Erkenntnis einziehen, dass die öffentliche Hand der momentan schlechteste Geldgeber ist. Innovative Finanzierungsmodelle könnten eine Lösung sein. Anteilsscheine, Genussscheine – Aktiengesellschaft – der Markt weist viele kreative Wege auf. Die Recherche in Wirtschaftsdatenbanken offeriert hier viele Best-Practice Modelle. Auch der Gang zur Hausbank kann eine Lösung sein. Man darf nur hoffen, dass die Geschäftsführung gerade den Gang zur Hausbank im Juni bereits auf der ToDo-Liste abgearbeitet hat. Banken können in vielen Fällen sehr zugänglich sein. Der aufmerksame Zuschauer der Zwegert Reihe auf RTL erlebt dies immer wieder. So auch heute Abend ab 21.15 Uhr auf RTL.

Interessenten nebem dem MBO: mittelständisches Konsortium aus Süddeutschland mehrer Unternehmen
Schön: dann warten wir doch mal ab, ob da was kommt.

Interessenten nebem dem MBO: ein Unternehmen der Medienbranche
Auch schön: Medienbranche hört sich nach einem Kracher an: ebenfalls abwarten.

Fazit:
Die aktuelle PR Meldung ist eine Mischung aus Informtion für Anwender über die aktuelle Entwicklung, für Gläubiger über die aktuelle Abwicklung und für Interessenten die Aufforderung konkrete Zahlen auf den Tisch zu legen.  Die deutlich schwache Rolle der Geschäftsführung im Gesamtzusammenhang offenbart sich immer mehr. Die Aufgabe ist sicherlich auch nicht einfach: Die gesamte Republik musste von der Geschäftsleitung bereits werden. Berlin und die einzelnen Ministerien standen und stehen auf der Reiseplanung. Täglich werden mit Top-Kunden Telefonkonferenzen gehalten und Finanzkonzepte müssen der Bank oder anderen potenziellen Geldgebern vorgelegt werden. Diesen harten Tag mit der emotionalen Belastung die Mitarbeiter als „Alpha-Tier“ mit einem Elan und höchster Motivation bei Laune zu halten ist eine Mammut-Aufgabe. Die klassische Aufgabe eines Geschäftsführers auch ausserhalb einer Krisensitutation.  

Hier einmal zum Verständnis aus der Literatur:

Entdeckt der Geschäftsführer während des Insolvenzverfahrens neue Geschäftschancen, so hat er diese dem Insolvenzverwalter anzubieten. Er kann diese Geschäfte dann im Auftrag des Insolvenzverwalters auf Rechnung der Insolvenzmasse wahrnehmen. Ist der Insolvenzverwalter nicht interessiert, kann der Geschäftsführer diese Geschäfte in Abstimmung mit den Gesellschaftern auf eigene Rechnung, auf Rechnung der Gesellschaft oder in einer neu-gegründeten Auffanggesellschaft durchführen.

Der Insolvenzverwalter hat nach heutigem Verständnis auch die Aufgabe, unternehmerisch tätig zu sein. Dies ist in der Praxis für den meist außerhalb der Branche stehenden Insolvenzverwalter schwierig, so dass er sich hierfür der Hilfe des amtierenden Geschäftsführers bedient.  Quelle: http://www.redmark.de/gmbh/specialContentDetail?specialID=1224773400.57

Es liegt und es lag alles in den Händen der Geschäftsführung, die Dr. Bredemeier im Passwort als „beratungsresistent“ bezeichnete. Für die Anwender jedoch offenbart sich immer mehr das MBO Team als die Anlaufstelle der Hoffnung. Es ist demnach nur noch eine Frage der Zeit bis hier die ganz klaren Positionen kommuniziert werden. Die Zeit drängt, denn die Anwender wollen bei Laune gerhalten werden.

 

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